“Über den Körper die Seele berühren“
Zur sprachlichen Vereinfachung verwende ich in diesem Abschnitt die Konstellation einer weiblichen Therapeutin und eines männlichen Klienten. Beim ersten Treffen wird mein Klient mit dem Behandlungsablauf vertraut gemacht. Themen wie Vorerfahrungen mit Massage oder anderen körpertherapeutischen Methoden, körperliche Beschwerden und Fragen zum Ablauf werden besprochen. Danach betritt er einen wohlig warmen Raum, erfüllt von guten Düften. Sanfte Musik und bequemes Liegen auf einem Massagebett fördern eine erste Entspannung des Körpers. Sind die Augen geschlossen, fällt es leichter, die Aufmerksamkeit nach innen zu richten und der Empfehlung von Fritz Perls „Lose your mind and come to your senses“ Folge zu leisten.
Wir beide vertrauen uns nun den Sinnen und dem Körperempfinden an. Denn auch als Therapeutin nehme ich anfangs ganz bewusst meine Haltung, meinen Atemrhythmus und meine Gefühle wahr. Daraufhin besinne ich mich auf den Augenblick der Begegnung, lasse Spannungen, Erwartungen und Konzepte mit dem Ausatmen los, erde und zentriere mich. Aus diesem Bei-mir-Sein „begrüße“ ich den Klienten, indem ich im Einklang mit seiner Atmung sanft, aber bestimmt den ganzen Körper von den Fußsohlen bis zum Scheitel mit meinen Handflächen berühre. Das ist die Art, wie ich in der IGM-Körpertherapie einem Menschen mit seiner Geschichte, die ihn im Laufe des Lebens geformt hat, begegne. Ich spüre, dass dieser Mensch mehr ist, als das, was ich von ihm sehe, höre oder wahrzunehmen glaube. Meine innere Antwort auf ihn drückt sich in der Berührung aus. Dabei nehme ich Temperatur, energetische Ladung, Spannkraft, Oberflächenbeschaffenheit und Reaktionsbereitschaft über meine Hände wahr.
Nicht nur zu Beginn, sondern auch während der gesamten Massage geben mir meine Hände und meine emotionale Resonanz bei der Vorgehensweise Orientierung. Einölend gleiten meine Hände nun über den Körper. Ich massiere aus der eigenen Mitte heraus und setze dabei auch mein Körpergewicht ein. Während der ganzen Massage wende ich mich dem Anderen hingebungsvoll zu und bleibe doch ganz bei mir. Vielfältige Massagegriffe mit unterschiedlichen Drucktiefen und Rhythmen lenken die Aufmerksamkeit auf bestimmte Körperteile. Dazwischen kommt es immer wieder zu verbindenden Übergängen. Aktivierende, beruhigende und harmonisierende Griffe sind in fließende Abläufe eingebettet. Ausgleichende Techniken regen den Energiefluss an und helfen, den jeweiligen Massagezyklus zum Abschluss zu bringen. Beendet wird dieser, indem ich mit dem Ausatmen die Handflächen gegen die Fußsohlen des Klienten drücke, um ihn zu erden.
Nach etwa einer Stunde Körpertherapie wird der Klient in ein angewärmtes Handtuch eingehüllt und zum Abschied noch einmal am ganzen Körper berührt. Nach einer kurzen Ruhepause, die Zeit zum Nachwirken lässt, wird abgeölt. Mit munter machenden Griffen hole ich den Klienten wieder in den Alltag zurück. Am Ende besteht die Möglichkeit, wahrgenommene Körperempfindungen, Gefühle und innere Bilder, die während der Körpertherapie bewusst erlebt wurden, zu besprechen und eventuell mit dem biografischen Hintergrund in Verbindung zu bringen.
Verfasst von Anna Maurer